o2-Cup 2004: Germania auf Gran Canaria






Tag 3 auf Gran Canaria - 05. Januar 2005

Vecindario. Im Rahmen des beim o2-Cup-Turnier gewonnenen Aufenthalts auf der Ferieninsel verlor der VfL das Freundschaftsspiel gegen den Bundesligisten Bayer Leverkusen im Estadio Municipal in Vecindario lediglich mit 0:4. Für eine Überraschung hatten die Ostfriesen am späten Nachmittag des 05. Januar also nicht sorgen können, verkauften sich aber teuer: „Leer hat ein ordentliches Spiel gezeigt“, meinte Bayer-Verteidiger Jens Nowotny. „Und sie waren erfreulich fair.“ Und Andrej Voronin zeigte sich erstaunt: "Germania Leer war ganz schön stark." Die Hoffnung von Trainer Ralf Ammermann, möglichst lange ohne Gegentreffer zu bleiben, machte Nationalspieler Paul Freier aber bereits nach elf Minuten zunichte, als er Torwart Kurt Ullmann mit einem Distanzschuss überwand. Die anderen beiden Toren bis zur Pause bereitete Paul Freier vor. „Mann, der ist so verdammt schnell“, sagte Gegenspieler Bernhard Lübbers, der nach einem Zusammenprall mit Ullmann nach 35 Minuten ausgewechselt werden musste. Germania Leer hielt das 0:1 lange, bis Freier den Brasilianer Robson Ponte bediente, der den Pfosten traf. Den Abpraller schob Frank Hilbrands ins eigene Tor (40.). Rückkehrer Landon Donovan erhöhte nach einem Freier-Pass noch vor der Pause auf 3:0. (43.). Nach Wiederbeginn wurde auf beiden Seiten viel gewechselt - aber Tore fielen lange nicht. Dabei erspielte sich Germania sogar die eine oder andere Chance. Im Abschluß fehlte dann jedoch das Glück. So durfte nur Bayers Talent Öztürk noch einmal jubeln, als er in der 87. Minute zum 4:0 traf. „Wir haben uns richtig gut aus der Affäre gezogen und können stolz auf unsere Leistung sein“, freute sich Germania-Coach Ralf Ammermann. Nach dem Schlußpfiff gingen die Leeraner Spieler auf Trikotjagd. Jörn Janssen hatte schon nach dem ersten Zweikampf mit Robson Ponte gefragt, wie es denn mit einem Trikotausch aussehen würde. Der Brasilianer fragte beim Zeugwart nach - und übergab sein verschwitztes Shirt. Christoph Kaltwasser ergatterte das Oberteil von Andrej Voronin, Julian Zaps sicherte sich das Dress von Roque Junior.


von Günter Czempiel
Was ein Trikotaufdruck alles anrichten kann: Als sich die Leeraner Fußballer am Vormittag mit einem lockeren Strandlauf auf die Begegnung gegen Leverkusen vorbereiteten, wurden sie für prominente England-Profis gehalten. „Ey, ist das die Mannschaft von Arsenal London?“, fragte ein deutscher Tourist Germania-Trainer Ralf Ammermann. Der lachte sich schlapp und klärte den Urlauber auf. „Wir sind Ostfriesen.“ Die Landesliga-Fußballer waren in Shirts mit o2-Aufschrift durch den Sand getrabt - der Telefonanbieter ist auch Trikotsponsor des englischen Premier-League-Klubs.


von Günter Czempiel
Meloneras. Mit der Players- Party im Restaurant Ciao-Ciao in Meloneras Playa läuteten die Landesliga-Fußballer von Germania Leer am Mittwochabend den angenehmeren Teil ihres Aufenthalts auf Gran Canaria ein. Das Essen begann für die Ostfriesen so richtig gemütlich zu werden, als sich Klaus Augenthaler zu ihnen setzte. Der Trainer des Bundesligisten Bayer Leverkusen lobte den „organisierten Fußball“ der Leeraner beim 4:0-Sieg seiner Mannschaft. Und das machte die Germanen schon stolz. Zu Beginn des Abends hatten sich die Amateure dagegen etwas im Abseits gefühlt. Da sie als letzte Gruppe auf der Party eintrafen, mussten sie auf der unangenehm kühlen Terrasse sitzen, weil alle Plätze im Restaurant von Bayer-Spielern und Sponsoren besetzt waren. „Unter Calmund wäre das nicht passiert“, meinte Stefan Zuber von O2. Ausgerechnet der als brummig und knurrig verschrieene Klaus Augenthaler brach das Eis. „In solchen Begegnungen erkenne ich, ob ein Nachwuchstalent das Zeug hat, sich durchzusetzen“, erzählte der Coach in der Germanen-Runde. Als die meisten Bayer-Profis gegen 22 Uhr in ihr Hotel zurückkehrten, blieben neben Augenthaler auch Robson Ponte und Roque Junior noch länger sitzen, so dass sich die Ostfriesen mit ihnen im Restaurant unterhalten konnten. Wobei das mit Roque Junior schwierig war, da er kein Deutsch spricht. Das aber störte die Leeraner nicht sonderlich: Es wurde ein witziges Gespräch mit „Händen und Füßen“. Mit Ponte war es einfacher, er spricht deutsch. Sein Fundus an Geschichten aus Bundesliga und Champions-League war schier unerschöpflich. Das Essen war vom Feinsten. Bruschetta mit Tomaten und Basilikum, Lachs mit Avocado, Carpaccio vom Rinderfilet und überbackene Auberginen als Vorspeisen, Tagliatelle mit Trüffeln oder Filetto dello Chef als Menü sowie Tiramisu und Früchte der Saison als Dessert : da blieben die Teller nur unbeachtet, als fünf Bauchtänzerinnen mit ihrer Show „Arabian Nights“ begeisterten. Die Germania-Fußballer konnten unbeschwert feiern, weil Trainer Ralf Ammermann ihre starke Leistung gegen Leverkusen und ihre Disziplin vor dem Spiel mit einem freien Tag belohnte. „Das hat sich die Mannschaft wirklich verdient. Niemand hat in den ersten Tagen über die Strenge geschlagen“, lobte der Leeraner Coach. Als Sponsoring-Leiter Oliver Biem von O2 um Mitternacht 41 Jahre alt wurde, sangen die Ostfriesen natürlich ein Ständchen. Doch damit war für die Germanen der Abend noch lange nicht zu Ende. Gestern konnten sie erstmals seit ihrer Ankunft in Gran Canaria richtig ausschlafen.

Tag 2 auf Gran Canaria - 04. Januar 2005

von Günter Czempiel
Maspalomas. Die meisten Menschen fliegen zur Erholung nach Gran Canaria. Die Fußballer von Germania Leer verschwenden daran noch keinen Gedanken. Sie wollen sich im Freundschaftsspiel gegen die Bundesliga-Profis von Bayer Leverkusen teuer verkaufen und verzichteten deshalb bislang auf wilde Feten. „Unser großes Ziel ist es, ein Tor zu schießen“, sagte Germania-Coach Ralf Ammermann, als er mit der Mannschaft eine weitere Trainingseinheit auf einem Kunstrasenplatz in Maspalomas absolvierte. Die Germanen wollen nicht vor Ehrfurcht erstarren. „Wir möchten möglichst lange in Ballbesitz bleiben, um die Abwehr zu entlasten“, gibt Ammermann seinen Spielern mit auf den Weg. Auch Fußball-Obmann Axel Woldenga ist sicher, dass die Mannschaft die Begegnung mit dem nötigen Ernst angeht und sich nicht abschlachten lässt: „Schließlich werben wir als O2-Cupsieger für unseren Verein, die Stadt und ganz Ostfriesland.“ Das gewonnene Trainingslager auf Gran Canaria sei der ideale Einstieg für die Vorbereitung auf den zweiten Saisonteil und obendrein eine Spaßsache für die Mannschaft. Deshalb will Ammermann möglichst seinen ganzen Kader gegen die Profis einsetzen: „Natürlich spielen wir ergebnisorientiert. Aber den Preis hat das ganze Team gewonnen. Deshalb sollen auch alle mitwirken.“ Ob die Germanen sich wirklich nur die drei von Keeper Kurt Ullmann erhofften Gegentore einfangen, liegt wohl am Torhunger von Andrej Voronin und Co. Auf die Treffer des Brasilianers Franca kann Leverkusen allerdings noch nicht zählen. Der Stürmer muss noch private Angelegenheiten in seiner Heimat klären und wird absprachegemäß erst am 6. Januar einfliegen. Beim Nachmittagstraining des Bundesligisten in Vecindario, das etwa 20 Kilometer von Maspalomas entfernt liegt, gab sich Trainer Klaus Augenthaler wortkarg.Vielleicht löst sich seine Zunge heute Abend, wenn o2 beide Mannschaften zur Players-Party lädt.

Tag 1 auf Gran Canaria - 03. Januar 2005

von Günter Czempiel
Playa Del Ingles. Bei strahlendem Sonnenschein und 25 Grad landete die 28-köpfige Gruppe von Fußball-Landesligist Germania Leer kurz nach 10 Uhr Ortszeit auf Gran Canaria. Das Flugzeug der ostfriesischen Reisegruppe startete in Hamburg wegen technischer Probleme mit 40 Minuten Verspätung zum Trainingslager auf der 3500 Kilometer entfernte kanarische Insel. Gerade drei Stunden nach der Landung und dem Einzug ins Hotel IFA Continental in Playa del Ingles an der Südspitze bat Coach Ralf Ammermann zur ersten Trainingseinheit und achtete beim lockeren Aufgalopp darauf, seine Spieler nach der anstrengenden Anreise und einer fast schlaflosen Nacht nicht zu überfordern. Allerdings war es für die Germanen ein Hindernis-Lauf bis zur ersten Übungseinheit. Denn der zunächst vorgesehene Platz war für die Ostfriesen gesperrt, so dass die Leeraner mit Taxis zum nächsten Sportplatz kutschiert werden mussten. Nach etwas über einer Stunde war das Training beendet, und die Spieler legten sich an den Pool oder gingen an den Strand. Wlodek Pikula war erst in Hamburg zu seinen Teamkollegen gestoßen. Der Linksfüßler reiste direkt aus dem Winterurlaub in Polen an und hatte Glück, dass die Mitspieler seine Tasche mit den Sommersachen nicht in Leer stehen gelassen hatten. Andere Germania-Spieler verzichteten schweren Herzens auf die Reise in die Sonne. Die Stürmer Lars Kruse und Thomas Lünemann sagten wegen wichtiger Klausuren ab, Danny Steinbach und Thorsten Seiffert blieben aus beruflichen Gründen in der Heimat. Als die Germanen mit dem Zug in Hamburg eintrafen, wurden sie von einer zentimeterdicken Schneeschicht überrascht. Gegen so eine Abkühlung hätten sie wenige Stunden später auf Gran Canaria nichts einzuwenden gehabt. Die Lust, sich mit dem Fußball zu beschäftigen, war dagegen auf der Insel nicht mehr so ausgeprägt wie noch in der fast menschenleeren Halle des Hamburger Flughafens, wo viele Spieler mit Ballspielen die Wartezeit erträglicher gestaltet hatten.