Germania-Gelände: Kellner macht die Rechnung ohne den Wirt


von Mario Rauch

Leer. Eine neue Episode in der scheinbar unendlichen Geschichte: Unter der Woche hat die Stadt Leer dem VfL Germania Leer ein neues Konzept für ein Sportgelände vorgelegt. Dieses Konzept besagt, daß Germania Flächen für das Projekt „Soziale Stadt“ abgibt und dafür einen Allwetterplatz und Geld für die Anlagen-Sanierung bekommt. Knackpunkt bei der Sache: Die vorhandene Leichtathletik-Bahn müßte bei diesem Vorhaben weichen. Für Bürgermeister Wolfgang Kellner kein Problem. Nach seinen Vorstellungen sollen die VfL-Leichtathleten die frisch sanierte Sport-Anlage am Pastorenkamp nutzen. Doch dabei hat Kellner scheinbar die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Und der heißt in diesem Fall Landkreis Leer. Denn dem Landkreis gehört die Pastorenkamp-Anlage. Richtig ist in diesem Zusammenhang, daß es ein Abkommen gibt, welches noch von Ex-Bürgermeister Boekhoff und Ex-Landrat Schaeder unterzeichnet wurde. Dieses Abkommen besagt, daß die Fußballer des VfL Germania Leer die Anlage am Pastorenkamp nutzen dürfen. Allerdings nur die Fußballer. Denn wie Landkreis-Sprecher Dieter Backer bestätigt „schließt die Vereinbarung die Leichtathleten im Prinzip aus“. Weiter sagt der Pressesprecher: „Und eine Anfrage der Stadt, ob die Anlage auch von den Germania-Leichtathleten genutzt werden darf, liegt nicht vor.“ Also präsentierte der Bürgermeister dem VfL einen Plan, ohne sich vorher abzusichern, ob dieser mit Hilfe des Landkreises überhaupt realisierbar ist. Damit konfrontiert sagt Wolfgang Kellner: „Ich denke, daß einer Nutzung durch die Leichtathleten nicht viel im Wege steht. Das wäre doch Steuerverschwendung, wenn der Landkreis die Leichtathletik-Einrichtungen nur für den Schulsport freigeben würde.“ Enttäuscht zeigt sich das Stadtoberhaupt unterdessen vom VfL-Vorsitzenden Heinz Eden: „Wir haben ihm vertraulich die Möglichkeiten für Germania dargestellt - und am nächsten Tag lese ich, wie er in der Zeitung dagegen polemisiert. Das ist ein Vertrauensbruch.“ Auch einige Germania-Mitglieder zeigen sich unzufrieden mit ihrem Vorsitzenden. „Wir sind bei den ganzen Planungen noch gar nicht gefragt worden“, fühlen sie sich übergangen. Heinz Eden erklärt, daß er zunächst das Konzept der Stadt abwarten wollte und kündigte für Januar eine außerordentliche Mitgliederversammlung an.

 


erschienen im SonntagsReport (Leeraner Ausgabe) am 21.12.2003